Öffnungszeiten und Veranstaltungen
Das Kunsthaus Sursee VIER ist nun nach einem erfolgreichem Jahr geschlossen.
Wo und wann das Kunsthaus Sursee FÜNF auftaucht, wird noch nicht verraten.
Das Kunsthaus Sursee VIER ist nun nach einem erfolgreichem Jahr geschlossen.
Wo und wann das Kunsthaus Sursee FÜNF auftaucht, wird noch nicht verraten.
Vorgeschichte von Künstler Wetz
Wetz hat sich schon sehr lange mit dem sehr wichtigen Schweizer Künstler André Thomkins (1930-1985) beschäftigt. Damals 1984 als er an der Hochschule in Berlin war, realisierte sein Studiengang eine Schüler-Ausstellung. Als Besucher kamen damals überraschend auch die sehr wichtigen Künstler André Thomkins und Dieter Roth. Thomkins wohnte damals mit seiner Frau Eva und seinen Kindern in Berlin. 1992 im Zusammenhang mit dem Kunstweg «Aufdieplätze-Fertig-Kunst» den Wetz zusammen mit seinem Team für das Schweizerische Sportfest realisierte, gingen hunderte von Besuchern mit dem Walk-man durch ganz Sursee. Dabei besuchten Leute unter Anderem auch die reformierte Kirche Sursee. Über den Kopfhörer haben sie einiges über die Kirchenfenster erfahren. Damals waren ganz viele Leute von Sursee überrascht wie wichtig diese Kunstwerke sind. Am Ende vom Kunstweg landete man im damaligen Surseer-Atelier von Wetz an der Centralstrasse 11. Dort waren mehrere Bilder und Objekte von André Thomkins zu bewundern. Auch einer der weltbekannten «Knopfeier» war in einer hochgesicherten Ausstellungs-Vitrine präsent. Eva Thomkins selber hatte dieses Ei mit angenähten Knopf in einer hochgesicherten Kunsttransport-Kiste mit an die Vernissage nach Sursee gebracht. Neben diesem Objekt gab es noch Original-Lackskins-Bilder zu sehen. Diese werden heute noch immer bei einer der weltwichtigsten Galerien, bei Hauser und Wirth, verkauft. Damals 1992 wären diese Dinger noch durchaus bezahlbar gewesen. André und auch seine Frau Eva Thomkins sind auf dem Siepenfriedhof in Essen beigesetzt. Auf dem Grabstein befindet sich ein Werk von André Thomkins, ein Palindrom. Der Nachlass von André Thomkins wird vom Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz, betreut.
In Anlehnung an die «Lackskins» sind in der reformierten Kirche in Sursee sechs der 10 Kirchenfenster entstanden. Das sehr bekannte Chor-Fenster, eine abstrakte Darstellung eines VW-Käfers, ist das bekannteste Werk im hochwertvollen Thomkins-Ensemble in der reformierten Kirche.
Vorgeschichte von der Kunsthaus Sursee Direktorin Marlene Jost
1991 bekam Wetz von den Organisatoren des schweizerischen Sportfestes in Sursee den Auftrag eine Kunstausstellung zu realisieren. Anstelle einer Ausstellung bekamen alle Besucher einen Walkman mit welchem sie durch einen vorgegebenen «Kunstweg» geführt wurden. Unter dem Titel «Aufdieplätze-Fertig-Kunst» hörten die Besucher Geschichten über allerlei Details und lernten spannende Surseer-Kunstwerke von André Thomkins, Claudé Sandoz und Michael Grossert näher kennen.
Bei der Vorbereitung zu diesem «Kunst-Weg» hielt Wetz Ausschau nach Ereignissen im Surseer Wald. Dabei hatte er Mäni angetroffen. Mäni lernte Wetz damals als Kind am Zihlenfeldlöchli-Küchentisch kennen. Wetz erzählt: «Mäni war oft bei uns zu Hause, da er bei uns Bauarbeiten koordinierte. Als Kinder bewunderten wir Mäni weil er sehr viele Kaffischnaps trinken konnte und nachher, wie er behauptete, immer unfallfrei von Wolhusen nach Sursee heim gefahren sei.»
Wetz recherchierte 1991 auch nach spannenden Ereignissen oder Kunstwerken im Surseer-Wald. Mäni zeigte ihm einen eigenwilligen wassergefüllten tiefen Schacht. Möglicherweise eine der mehreren Bachunterführungen, die beim Autobahnbau entstanden sind. Mäni erzählte von einem Mord im Surseer Wald und dass in diesem Schacht eine Wasserleiche gefunden wurde. Es sei ein Mensch gewesen, den er kannte. Er habe sich gerade in der Scheidung befunden und stand in Konflikt mit dem Liebhaber seiner damaligen Ehefrau. Die Leiche sei im Mittelteil des Schachtes gelegen. Ein Hund habe diese entdeckt. Genaueres hat Wetz trotz zweimaliger Nachfrage bei der Polizei nie herausgefunden. Der Schacht sei nach diesem Ereignis mit einem Schloss versehen worden, erzähle Mäni. Näheres zum Mord
Als Wetz mit dem Künstler Fredi Bieri im Januar 2003 den «Schafswanderweg mit Kunststationen» von Sursee zum KKL-Uffikon realisierte, begegnete er wieder dem «Mäni-Schacht». Wetz hat damals diesen Schacht als Attraktion für seine «Schafswanderung» zum U-Bahn-Lüftungsschacht von Martin Kippenberger erkoren. Durch diesen Schritt wurde dieser Schacht offiziell in die Kippenberger-Werkgruppe der «Unsinnigen Bauvorhaben» aufgenommen. Und ein paar Monate später kam noch der U-Bahn-Lüftungsschacht im Deutschen Pavillon an der 50. Biennale in Venedig dazu. Dieser wurde vom Pavillon-Kommissar Julian Heynen realisiert. Dort kam immer mal wieder ein Luftstoss hoch sobald man hörte wie scheinbar ein Zug vorbeifuhr.
Und dann, plötzlich im Januar 2020 war das Schloss weg. Wetz schwört dieses nicht entfernt zu haben. Aus Sicherheitsgründen hat Wetz sofort ein eigenes Zahlenschloss angebracht. In diesem nun wieder geschlossenen Lüftungsschacht des weltumspannenden fiktiven Kippenberger-U-Bahn-Netz ist ab 7. August 2020 das Kunsthaus Sursee mit der ersten Wechselausstellung eingebaut.
Anmerkung von Wetz unter dem Titel:
Positives und Negatives
Positiv = Dank dem neuen Kunsthaus Sursee wurde ein Gefahrenpotenzial eliminiert. Es hätte jemand das gefährliche Loch einfach so öffnen können und wäre verunfallt: (Zum Beispiel: spielende Kinder oder eine rüstige Rentnerclique, die eine Abseilenmutprobe gemacht hätten oder eine schräge esoterische Frauengruppe, die ein Waldnacktbaden im Undergroundpool durchgeführt hätten oder jemand hätte den Schacht offen gelassen und ein bös angetrunkener Töfflifahrer wäre auf dem Schleichweg von Geuensee nach Sursee von der Waldstrasse abgekommen oder einer hätte wiederum eine Leiche versteckt.)
Negativ = Das Kunsthaus Sursee realisiert mit seinem Ausstellungseinbau eine Schachtbesetzung. Das Eindringen in fremdes Eigentum, auch wenn dieses nicht abgeschlossen ist, und selbst, wenn das Eindringen nur positive Absichten verfolgt, wird wohl kaum legal sein.
Negativ = Das KKLB kannte anfänglich die Besitzverhältnisse des Bauwerkes nicht.
Positiv = Der Besitzer hat sich beim KKLB gemeldet und reagiert nicht negativ auf unsere Absichten.
Positiv = Will der Schachteigentümer für eine Reinigung oder einen Unterhalt einen Zugang zu seinem Eigentum haben, so kann man uns im KKLB jederzeit anrufen. Gerne geben wir dem Eigentümer die Nummer zur Öffnung des Zahlenschlosses bekannt. Soll dabei die Wechselausstellung im Weg stehen, werden wir diese mit wenigen Handgriffen aus und später wieder einbauen.
Positiv = Die Funktion der Anlage wird mit dem Einbau der Kunsthaus-Sursee-Wechselausstellung in keiner Weise behindert. Die Einbauspuren verletzen das Bauwerk nicht und können mit ganz wenig Aufwand wieder revidiert werden. Dank den Anschriften vor Ort wird der Eigentümer der Anlage keine Mühe haben uns zu finden.
Vorgeschichte von der Kunsthaus-Direktorin Marlene Jost
Eigentlich wollten wir das Kunsthaus Sursee ZWEI auf dem edlen Morenenhügel in einer tollen Villa mit Seesicht einrichten. Wir bekamen überraschend schnell zwei Raummöglichkeiten von Hausbesitzern. Nur in ganz kleinen Gruppen hätten wir dort eine angemeldete Führung mit Catering und einem sehr hohen Eintrittspreis von tausend Franken pro Kleingruppe angeboten. Es gab schon die ersten Interessenten für diese Show.
Aber, es kam eine andere Zeit. Es herrschte auf einmal Stille in den Museen. Der Lockdown war in vollem Gange. Wir pflanzten daher unsere Idee vom Kunsthaus Sursee ZWEI in den wunderschönen Rinderstall von Bauer Peter Häfliger in Schenkon ein. Dort realisierten wir eine Ausstellung von Silas Kreienbühl und Wetz, die nur von jungen Rindern besucht werden durfte. Die Rinder haben nach der Eröffnung unsere Kunstwerke innert kürzester Zeit «rübisstübis» aufgefressen.
Zum Beitrag von Tele1
Ein Stimmungsbild vom Luzerner Kultur-Journalisten Pirmin Bossart
Kunst soll Menschen dort erreichen, wo sie hingehen: Deshalb eröffnet Wetz das Kunsthaus Sursee mitten im Verkaufslokal von Otto’s. Eine verrückte Idee, aber nicht weniger abwegig, als Kunst in Galerien und Museen zu konservieren. Dass die Filialleiterin und eine Angestellte von Otto’s gleich als Direktorin und Vizedirektorin in die Vermittlung einbezogen werden, ist für einen katholischen Kunst-Anarchisten wie Wetz selbstverständlich.
Wetz marschiert voran. Redet. Gestikuliert. Links Gestelle, rechts Gestelle, dazwischen Wareninseln, man zwängt sich hindurch, Textilien, Haushaltsgeräte, Kosmetika, jede Sekunde ein Produkt, ein riesiger Trödelladen von allem, was Menschen zu brauchen meinen. Fantastisch, ruft Wetz, das ist das Bazaar-Feeling, hier muss Kunst ihren Platz haben, wo denn sonst. Dann erreichen wir das Zentrum des grossen Ladenlokals. Tausende von Produkten. Hier, auf einer quadratischen Grundfläche von ein paar wenigen Quadratmetern, wird am 18. April 2018 das Kunsthaus Sursee offen sein. Gestelle mit glänzenden Produkten werden seine Aussenwände bilden. Drinnen schlummert, leuchtet, erfrecht sich die Kunst.
2001 wurde Wetz vom „Kulturmagazin Luzern“ gefragt, wo er am liebsten einen Kunstraum erschliessen würde. Bei Otto’s in Sursee, sagte Wetz und posierte in Anzug und Krawatte auf der Titelseite. Das Outfit hat er sonst nur an der Erstkommunion oder an der Beerdigung des Grossvaters getragen. Er habe sich die Antwort damals wohlüberlegt, sagt Wetz, schliesslich rührte sie an den Kern seines Kunstverständnisses: Kunst ist nichts Elitäres. Kunst braucht kein Insiderwissen, um sie erleben zu können. Kunst muss hinausgehen, Wirkung erzielen. Und dort sein, wo sie nicht versorgt ist, sondern mit allen Leuten reden kann. Also ist das Kunsthaus Sursee mitten in Otto’s Detailhandelsgeschäft am richtigen Platz. Ein profaner Ort in der sakralen Wüste der Konsumgesellschaft. Ein Ort, um ein bisschen sitzenzubleiben und zu schauen.
Kunst zu ermöglichen, ist harte Arbeit. 16 Jahre hirnen und reden, pickeln und scharren, ein riesiger Prozess. Es wäre einfacher gewesen, in der Altstadt eine coole Galerie zu eröffnen. Kunst ist Überzeugungsarbeit, darin hat es der KKLB-Impresario Wetz zur Meisterschaft gebracht. Viele Sitzungen, über Jahre hinweg, das Kader überzeugen, Gespräche, immer wieder, zunächst mit Otto Ineichen, dem Gründer des Warenhauses, dann mit Mark Ineichen, der das Unternehmen zur heutigen Blüte geführt hat. Wetz hat berechnet, dass mit dem Wegfall der Verkaufsfläche, die für das Kunsthaus Sursee zur Verfügung gestellt wird, 62.000 Franken weniger Umsatz für Ottos’ anfallen. Und Otto’s hat eingewilligt. Wetz ist noch immer beeindruckt. Er kann es nicht fassen.
Ein Kunsthaus im Warenhaus. Provokation? Provokation ist immer gut, aber sie muss vom Herzen kommen, sagt Wetz. Dann ist sie befruchtend. Ohne Herz ist Provokation ein aggressiver Leerlauf. Warum brockt sich Wetz solche Aufgaben ein? Weibelt durch das Unternehmertum, infiziert es mit seinem Kunstverständnis, eckt an und macht doch weiter? Es war schon immer so. Das KKLB und sein Erfinder waren stets die Narren und Widerhaken im herrschenden Kunst-Mainstream. Sie haben der Kunst das Erlauchte genommen und sie dorthin gebracht, wo sie ungeschützt werden kann. Kunst kann keine Wirkung erzielen, wenn sie nicht gesehen wird. Wetz will sie zeigen, dem Unternehmer, der Putzfrau, dem Handwerker, dem Flüchtling, dem Akademiker, dem Otto Normalverbraucher. Er sagt: Ich habe die Hoffnung nicht verloren, dass Kunst Gedanken scharf stellt, positiv ausstrahlt, ganz neue Fragen stellt, Auseinandersetzung fördert. Ich predige nicht, dass Kunst in jedem Fall die Welt verbessert. Aber sie macht sie mit Sicherheit nicht blöder.
Wetz marschiert. Durch Gestelle und an Verkaufsinseln vorbei. Grüsst hier, grüsst dort. Trifft Dafina Pepaj, die Angestellte, die er zur Vizedirektorin im Kunsthaus Sursee gemacht hat. Trifft Jeanette Stäuble, die Filialleiterin, die zur Direktorin erkoren wurde. Die beiden werden in enger Zusammenarbeit mit der Wetz-Chef-Assistentin Kathrin Rölli, die selber Künstlerin ist, das Kunsthaus Sursee koordinieren und bespielen. Drei Frauen an der Spitze. Wetz hat eine diebische Freude. Ist das nicht fantastisch?
Wir streben dem Ausgang zu. Der Laden ist für Uneingeweihte ein Labyrinth. Unordnung und Farbigkeit. Die Laden-Ästhetik von Otto’s ist völlig ungestylt. Wetz triumphiert. Einmalig. Waren dicht an Waren. Man muss sich durchschlängeln, kann verweilen, Sachen entdecken. Das ist die Bazaar-Atmosphäre, die früher oder später auch zur Kunst führt. Das Kunsthaus Sursee steht mittendrin, in der umsatzstärksten Otto’s Filiale der Schweiz.