Wetz.02 (2002)
Verkehrte Welt
«Wetz.02 – gestrandet in Neuenburg», eine Ausstellung im Muséum d’histoire naturelle in Neuenburg.
Das Muséum d’histoire naturelle in Neuenburg, mit 80 000 Besuchern im Jahr das erfolgreichste Museum der Stadt, zeigt im kommenden Jahr eine erholsame Ausstellung über Sand, Sand in allen Facetten. Die Ausstellung ist das Ergebnis einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftern und Ausstellungsmachern des Museums und dem Künstler Wetz. «Wetz.02 – gestrandet in Neuenburg/ensablé à Neuchâtel» lädt vor, während und nach der Expo.02 zur erholsamen Begegnung mit dem Phänomen Sand ein.
Für Wetz ist Sand etwas, das die Menschen entlastet. Die Ausstellung soll all den vielen Leuten, welche die Expo besuchen, sich dort die Füsse Wundlaufen, vom Hinsehen und Hinhören müde werden, eine Entlastung bringen. Das Hauptrequisit der Ausstellung Wetz.02 ist denn auch der Liegestuhl, der die Besucher zum Verweilen und zum Ausruhen einlädt.
Wer heute an Erholung denkt, denkt ans Fliegen und fliegt an den exotischen Sandstrand. Der Flieger ist ein wichtiges Requisit der Ausstellung. Er soll nun nicht in die weiten Fernen entführen, sondern ganz in die Nähe, ins Museum.
Natur im Museum?
Da nun entlastet Wetz.02 den Besucher mit all den Elementen, die in einem Naturmuseum wichtig sind. Das Museum stellt aber nicht die Natur dar, denn Natur existiert nur in der Natur, und ein Museum ist im Prinzip ein Eingriff in die Natur. Architektur ist immer ein Eingriff in die Natur.
Man kann in einer solchen Ausstellung also nur Naturdarstellungen machen, die irgendwie schräg sind, die verkehrt sind. Es wird sehr viel verdreht sein in der Ausstellung. Wetz, von den Medien mehrfach «der humorvollste Künstler der Schweiz» bezeichnet, wird sein Bestes geben und sein Konzept mit einer Reihe schöner verkehrter Welten realisieren. Wie die Installationen genau aussehen werden, verrät er heute ganz bewusst nicht. Die muss man sich in Neuenburg selbst ansehen.
Ergänzung zur Expo
Die Idee zur kommenden Ausstellung wurde 1998 geboren. Das Muséum d’histoire naturelle Neuchâtel lud den Künstler Wetz, wie so viele Naturmuseen das seit der erfolgreichen Ausstellung in Luzern getan haben, zu einer neuen Präsentation ein. Zunächst signalisierte das Museum vor allem sein Interesse an der Kuh Lotti. Bei einem ersten Treffen in Neuenburg kam Wetz auf die bevorstehende Expo zu sprechen und entwickelte eine Idee, die Idee einer Entlastungsausstellung zur Expo. Er schlug ein paar Installationen vor, drängte aber von Anfang an zur Realisierung einer Ausstellung um ein allgemeines Erholungs-Thema. Aufgabe des Museums sollte die wissenschaftliche Dokumentation des Themas sein.
Sand wirkt entspannend
Sand war für Wetz von Anfang an ein traumhaftes Material. Man kann Sand eins zu eins ins Museum bringen, ohne dass er da zum Fremdkörper wird. Er ruft das Gefühl der Entspannung hervor. Er ist real und er evoziert Wohlbefinden. «Das mag ich», sagt Wetz dazu. «Das ganz Normale interessiert mich. Ich stopfte keine Elefanten aus, sondern Schafe, die ich schon als Kind gehütet habe. Auch Sand ist scheinbar etwas ganz Normales, und erst beim genauen Hinsehen merkt man: er ist traumhaft, interessant und gibt wissenschaftlich sehr viel her».
Die Ausstellung in Neuenburg wird rund 2000 verschiedene Sande aus allen Himmelsrichtungen der Erde präsentieren. Daran hat das Museum und insbesondere sein dynamischer Direktor Christophe Dufour intensiv gearbeitet. «Sable» ist darum nicht eine Ausstellung von Wetz, sondern eine Ausstellung des Museums in Neuenburg. «Wetz.02» ergänzt die Ausstellung und macht sie zu einem Ganzen. Wetz braucht sie für seine eigenen Geschichten innerhalb des Generalthemas «Sand», das auch mit den Themen «Strand», «Wasser», «Wüste» usw. in Verbindung steht. Auch die Wissenschafter gehen mit dem Thema sehr kreativ um.
Bei den compatriotes
«Wetz.02» soll nicht zuletzt den Deutschschweizer in die Westschweiz holen. Im kommenden Jahr wird es eine ganze Menge Argumente für einen solchen Besuch der Westschweiz geben, nicht nur die Expo, sondern etwa auch die Tatsache, dass man nicht mehr gern durch den Gotthard fährt, oder die Tatsache, dass es in der Westschweiz interessante Räume zu entdecken gibt, oder die Lust daran, den Kontakt mit den welschen compatriotes zu fördern und die unterschiedlichen Auffassungen und Sichtweisen kennen zu lernen. Denn unsere Schweiz bleibt dann spannend, wenn sie aus sehr unterschiedlichen Mentalitäten zusammengesetzt bleibt und wenn diese auch als unterschiedlich erkannt werden.
Wenn man jemanden in die Fremde bringt, muss man ihn dort auch empfangen. An der Ausstellung «Wetz.02/Sable» werden Sie in einer modern gestalteten Luzerner Beiz empfangen. Natürlich fehlt da weder das Eichhof-Bier noch die Wetzwurst.
Die Vernissage
Die Vernissage findet am Samstag, 23. März 2002, 17 Uhr, statt. Gäste aus der Zentralschweiz werden vom Reisebüro «Art Car Wetz Reisen» abgeholt und nach Neuenburg gebracht. Die Cars starten in Meggen, Zusteigs-möglichkeiten in Luzern, Oberkirch, Sursee usw. Unterwegs machen sie in Biel Halt, um unter kundiger Führung und mit Sicht auf die Arteplage den Westschweizer Wein kennen zu lernen – sozusagen als Einstimmung in die Westschweiz und in die Expo-Region.
Die Ausstellung dauert vom 23. März 2002 bis 5. Januar 2003.
(Pressetext von Willi Bürgi vom 20. Dezember 01)
Kommentar von Wetz:
Die Ausstellung in Neuenburg wurde sogar bis Mitte März 2003 verlängert. Die Ausstellung und die Zusammenarbeit mit dem Museums-Team war ein voller Erfolg. Stefan Eiholzer hat über diese Ausstellung einen wunderbaren Fernsehfilm gemacht. Dieser Film wurde 2002 im SF1 ausgetrahlt. Ausschnitte von Eiholzers Film zeige ich immer wieder an meinen Vorträgen.